Old Joe Clark

Ein Volkslied, das im Ersten Weltkrieg von Soldaten aus Kentucky gesungen wurde. Ich hab es jetzt mal schnell eingespielt, weil Arabella gern Volkslieder hören wollte. Angeblich gab es sogar mal einen Joseph Clark in Kentucky, um seine Biografie ranken sich Legenden, wahrscheinlich war er ein ziemlicher Tunichtgut. Die über 90 überlieferten Strophen legen das jedenfalls nahe. Sie handeln, neben sinnfreiem Blödsinn, oft von Sauferei und Geringschätzung der Religion.
Old Joe Clark begegnet bis heute jedem, der versucht das 5saitige Banjo im Clawhammer-Stil zu lernen. Diese auf urtümlichen Instrumenten eingespielte Volksmusik existiert bis heute als sogenannte „Old Time Music“. Sie entwickelte sich wohl ursprünglich in den südlichen Appalachen, Kentucky, Tennessee und Virginia sind oft genannte Staaten. Neben der Volksmusik sind bis heute wirtschaftlich schwierige Verhältnisse eine Spezialität der Region. Die berühmten Kohlenminen von Kentucky etwa besangen nicht nur Kris Kristofferson und Janis Joplin. Die Hoffnung auf Arbeitsplätze in der Kohlenregion bescherte auch noch jüngst Donald Trump große Wahlerfolge bei ehemals überzeugten Wählern der Demokraten. Auch ist es in dieser Gegend uralte Tradition, daß trotz verbreitetem Rassismus die weißen Kumpel mindestens ebenso erbärmlich behandelt wurden, wie schwarze Landarbeiter. Es gab viele blutige Streiks und Arbeiteraufständen, welche auch in die Geschichtsbücher eingingen. Das Bild der Appalachen in der Popkultur ist aber eher geprägt von den idealtypischen Hindlerwäldlern wie jenen aus dem Film „Beim Sterben ist jeder der erste„, im Original „Deliverance“. Neben der Klischeehaften Darstellung von inzestuösen Dorfpsychopathen, die sich vor keinem Zombie verstecken brauchen, zeigt der Film übrigens auch ganz hervorragende Banjomusik.
In den 20er und 30er Jahren dann gab es Massenhafte Auswanderung in die neu entstehenden Industriezentren um die großen Seen. Und so wie schwarzer Blues und Kirchenmusik in den ebenfalls industriell aufgezogenen Studios von Detroit zum Motown-Sound wurde, brachten die Weißen aus den Appalachen ihre Volksmusik mit, welche sich dort unter Regie professioneller Produzenten zu Bluegrass und schließlich zur Country entwickelte und per Radio über das Land ausbreitete. Die Haus- und Volksmusik blieb demgegenüber das altmodische, eben Old Time. images

In den Elenden Anhöhen – Der Alte Mann und der Teufel – Kapitel 4

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Sein Weg führte den alten Mann ein kurzes Stück durch die eintönige, karge Ebene des Hinterletzten Winkels. Doch der dürre, graue und braune Bewuchs des unfruchtbaren Bodens nahm schnell ab. Der Untergrund wurde immer Steiniger und begann, anzusteigen. Schon bald fand er sich am Fuße mächtiger Hügel. Ein Geröllfeld erhob sich nun vor ihm. Hier würde er nur schwer weiterkommen. So wandte er sich seitwärts auf der Suche nach einem Pfad hinauf ins Gebirge. Er machte sich zwar keine großen Hoffnungen, aber er freute sich zumindest, das seltsame Dorf der Verdammten hinter sich zu wissen. So überdachte er bei sich die Unglaublichkeiten der vergangenen Tage. Da tat sich im Hang eine Spalte auf. Wie ein trockenes Bachbett wand sie sich den Hügel empor. Der Boden schien begehbar. Frohen Mutes begann der alte Mann hier seinen Aufstieg in die elenden Anhöhen. Sein Weg führte ihn zunächst durch die Felsspalte, die bald zu einer richtigen Schlucht wurde. Nach einer mühseligen Kletterpartie gelangte er in ein Hochtal. Der alte Mann folgte immer dem am leichtesten gangbaren Pfad. Ob er jemals irgendwo ankam, kümmerte ihn nicht. Eine Weile sah es auch so aus, als würde er nirgendwo ankommen. Etliche Stunden wanderte er durch das Tal, immer der Steigung folgend. Schließlich erklomm er wiederum einen steilen Hang. Die Sonne begann früh hinter den Bergen zu verschwinden. Frostige Schatten eilten der nahenden Nacht voraus. Im letzten Tageslicht überschaute der alte Mann nun ein weites Plateau, umstanden von fernen Gipfeln. Hier stand er nun, fast nackt und völlig Schutzlos der kalten Nacht ausgeliefert. Der alte Mann setzte sich und beschloss, hier zu bleiben und noch in dieser Nacht zu erfrieren.

Die Nacht fiel mit plötzlicher Schwärze über den rauen Hügeln, der alte Mann konnte nicht die Hand vor Augen sehen. Am mondlosen Himmel funkelten dafür umso deutlicher die Sterne. Den alten Mann fröstelte gewaltig. Jedoch war es mit dem erfrieren nicht so einfach, wie er sich das noch in der Dämmerung vorgestellt hatte. So wenig wie die Elenden Anhöhen richtige Berge waren, war die Kühle der Nacht ein richtiger Frost. Zudem geriet ihm der felsige Untergrund zu einem quälend unbequemen Sitz. Zur Kälte gesellten sich noch Hunger und Durst. Unruhe und Langeweile erfassten ihn. Er wandte sich um und um, versuchte seine Augen an die Dunkelheit zu gewöhnen. Da erschien es ihm in unbestimmter Ferne ein flackerndes Licht. Für einen Stern stand es viel zu tief, es musste auf der Bergflanke sitzen. Außerdem erschien es nicht in kalten Sternenweiß, sondern schimmerte gelblich und flackerte, wie eine Kerzenflamme. Freudige Hoffnung ergriff den alten Mann: Das konnte nur die Berghütte des Teufels sein, noch dazu offensichtlich bewohnt. Doch wie sollte er in der Finsternis dorthin gelangen, über das raue Gelände voll Felsen und Geröll? Er würde sich alle Knochen brechen und auf halbem Wege verwundet liegenbleiben.

Eine Weile Grübelte er ängstlich und wägte seine Möglichkeiten ab. Wäre es nicht vernünftiger, die Nacht hier am selben Platz zu verharren und erst im Tageslicht den nunmehr sicheren Weg zu beschreiten? Aber der alte Mann war ungeduldig wie ein Kind. Vorsichtig tastend bewegte er sich auf die Lichtquelle zu. Nach zwei Schritten stolperte er, stieß sich schmerzhaft den Ellenbogen und schürfte sich die Hände auf. Kaum raffte er sich auf, fiel er schon wieder. Dieser Sturz brachte ihm einen blutigen Schädel. Aber er gab nicht auf. Mühsam blinzelnd fixierte er die Lichtquelle und tastete sich weiter. Vorsichtiger dieses Mal schaffte er immerhin zehn Schritte. Dann trat er auf einen rollenden Stein, verlor das Gleichgewicht und zerschmetterte sich das Knie. So blieb er eine Ewigkeit liegen, die Sterne tanzten vor seinen geschlossenen Augen. Sein Atem ging schwer. So lag er also wie er befürchtet hatte, völlig zerschunden und bewegungsunfähig. Aber ein seltsamer Ehrgeiz hatte ihn gepackt. Als der schlimmste Schmerz nachließ bewegte er sich erneut. Auf allen Vieren kroch der alte Mann nun weiter durch die finstere Landschaft.

Mit letzter Kraft erreichte er eine kleine Hütte aus unbehauenen Steinen. Er brauchte nicht zu klopfen. Seine mühsames voran Kriechen verursachte genügend Lärm. Im Türsturz erwartete ihn ein hagerer Mann, gehüllt in schwarzen Umhang

Die gesamte Erzählung vom Alten Mann und dem Teufel erscheint hier als fortlaufender Text. Das vorangegangene, dritte Kapitel steht als einzelner Blogbeitrag hier.